Erste Hilfe bei Hufrehe

Um es vorweg zu nehmen. Dies ist keine wissenschaftliche Abhandlung und ersetzt auch nicht den Tierarzt. Es soll nur erstmals Betroffene eine Hilfestellung sein und einen kleinen Leitfaden bieten was zu tun ist. Dieser Leitfaden wurde bewusst verständlich gehalten und alles sehr vereinfacht dargestellt.

Was ist Hufrehe?

Hufrehe ist eine akute Entzündung im Huf, die sehr große Schmerzen auslöst und unbehandelt im schlimmsten Fall zum Ausschuhen (Verlust der gesamten Hornkapsel) führen kann. Die Entzündung führt zu Durchblutungsstörungen und Ablösung der Lederhaut. Der Knochenapparat hat keinen genügenden Halt mehr und es kann zu Hufbeinsenkung- und rotation kommen.











Wie erkenne ich Hufrehe?

Erste Zeichen sind eine Ballenfussung, staksiger Gang, Wendungen
bereiten dem Pferd sichtlich Schmerzen, auch sind die Hufe deutlich erwärmt. Erkennen lässt es sich der akute Zustand vielfach an der typischen Beinstellung und den Bewegungen. Das Pferd versucht dem Schmerz „auszuweichen“. Es steht in vielen Fällen mit den Vorderbeinen nach vorne gestreckt oder entlastet von einem Bein auf das andere. Auch auf Koliken und Colitis X (Darmentzündungen) kann eine Hufrehe folgen. Im chronischen Zustand sieht man eine verbreiterte weisse Linie und sogenannte Reheringe am Huf.


Was ist als erstes zu tun?

Sofortmaßnahmen

  1. Bei den ersten Anzeichen das Pferd in die Box bringen und möglichst ruhig halten. Die Box sollte dick eingestreut sein, wenn möglich mit Späne, besser Sand. Pferde die sich hingelegt haben - liegen lassen.
  2. Sofort den Tierarzt rufen, damit Schmerzmittel und Entzündungshemmer gegeben und weitere Maßnahmen eingeleitet werden können.
  3. Bis zu Eintreffen des Tierarztes betroffene Beine und Hufe kühlen. Am besten mind. 20 Min. in einem Eimer mit Eiswasser stellen.



Was ist während des Tierarztbesuches zu beachten?

Röntgenaufnahmen sind bei Rehe ein Muss um den Schaden im Huf erkennen zu können.


Werden Röntgenaufnahmen gemacht muss unbedingt auf eine Kennzeichung mittels Nagels oder Draht geachtet werden, der außen vorne vom Kronrand abwärts auf die Hufwand angebracht wird.

Anhand dieser Markierungen ist es möglich den Schweregrad der Schädigung festzustellen.





Was kann ich nach dem Tierarztbesuch tun?



  1. Weiter ruhig halten und nach Anweisung des Tierarztes behandeln.

  2. Beine und Hufe weiter kühlen.
  3. Hufschmied rufen und die Hufe behandeln lassen. Normaler Beschlag muss sofort entfernt werden.
  4. Das Pferd sollte nur eingeweichtes Heu bekommen (1-1,5kg pro 100kg Lebendgewicht). Eingeweicht heißt: das Heu in einem Netz oder Korb für mindestens 1 Stunde im Wasser lassen. Danach herausnehmen, abtropfen lassen und verfüttern. (bei warmer Witterung wichtig, da das Heu sonst anfängt zu gären). Das Wasser nur einmal benutzen.
  5. Kein Kraftfutter oder Getreidebestandteile, kein Gras, keine Möhren, kein Brot und keine Äpfel.

Was muss ich nach dem akuten Schub tun?

Hier beginnen jetzt zeitgleich die Genesungsphase und die Ursachenforschung in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt und Hufschmied.

Genesungsphase:

  • Hufbearbeitung: Anhand der Röntgenbilder kann der Hufschmied seine weitere Vorgehensweise in Sachen Hufbearbeitung festmachen. Die Bearbeitung muss in kurzen und regelmäßigen Abständen stattfinden.
  • Futter: Dem Pferd sollte bis zum Finden der Ursache nur eingeweichtes Heu und evt. unmelassierte Rübenschnitzel gegeben werden. Etwas später zusätzlich auch ein angepasstes Mineralfutter.

  • Pflege: Solange die Hufe noch erwärmt sind, sollte man mit dem Kühlen fortfahren. Regelmäßige Hufpflege durch einen erfahrenen Hufbearbeiter (min. alle 4 Wochen) ist unbedingt erforderlich.

  • Haltung: Die Boxenruhe ist weiter einzuhalten bis das Pferd wieder relativ „normal“ läuft und der Tierarzt der Bewegung zustimmt. Beginnen sollte man dann ganz vorsichtig mit kurzen Spaziergängen. Möglichst auf weichem und ebenen Untergrund. Das Pferd sollte nicht zu Bewegungen gezwungen werden.

  • Ursachenforschung: Das Pferd wird vermutlich Zeit seines Lebens anfällig sein für diese Erkrankung. Nun gilt es die Ursache zu finden und wenn möglich auszuschalten. Nach heutigem Stand der Wissenschaft liegt bei Hufrehe eine Art Vergiftung vor. Es gibt die unterschiedlichsten Ursachen, aber bei allen (wie immer gibt es Ausnahmen, z.B. Belastungsrehe und Geburtsrehe) liegt der gemeinsame Nenner im Darm des Pferdes. Durch irgendeinen Auslöser sterben im Dickdarm die „guten“ rohfaser-verdauenden Bakterien ab, werden abgebaut und setzen dadurch Giftstoffe (Endotoxine) frei, die als Auslöser für die Hufrehe verantwortlich gemacht werden. Die unerwünschten „schlechten“ kohlenhydratverarbeitenden Bakterien nehmen überhand, übersäuern den Dickdarm und verdrängen noch mehr die gewünschten Bakterien. Ein Teufelkreis der Fehlbesiedelung des Darmes beginnt. Um diesen Ungleichgewicht wieder herzustellen ist die strenge Diät notwendig. Sie fördern die erwünschte Darmflora und steuert der Übersäuerung entgegen.

    Möglichkeiten:

    1. Futter als Auslöser (die häufigste Ursache):
    a) Überfütterung, das Pferd wurde längere Zeit zu reichlich ernährt und zu wenig bewegt.
    b) Überfütterung, das Pferd hat zuviel oder das falsches Futter gefressen, z.B. Eicheln oder ist ausgebrochen und hat die Futterkammer geplündert.
    c) Vergiftung, das Pferd hat giftige Pflanzen gefressen.

    2. Erkrankungen als Auslöser
    Unter Umständen kann eine bis dahin unerkannte Stoffwechselerkrankung vorliegen.
    Es kann sich dabei um eine Insulinresistenz (IR) handeln, um Cushing (ECS) oder auch um das Euquine Metabolische Syndrom (EMS) handeln. Diese Erkrankungen lassen sich durch spezielle Untersuchungen feststellen und müssen behandelt werden. Weitere mögliche Ursachen können auch Borreliose, Darmentzündung oder Kreuzverschlag sein. Vielfach gibt sind es mehrere Ursachen, die in der Summe dann zur Hufrehe führen. Beispiel: zu Dick und EMS.

    3. Medikamente als Auslöser
    Es wurde aufgrund einer anderen Erkrankung Medikamente gegeben, die ebenfalls eine Fehlbesiedelung des Darms auslösen können, z.B. Antibiotika, Cortison

    4. Belastungsrehe und Pflasterrehe
    Hat das Pferd eine Verletzung oder wurde übermäßig gefordert kann es zu einer Belastungsrehe kommen. Die betroffenen Hufe sind überbeansprucht.

    5. Geburtsrehe
    Tritt unmittelbar nach einer Geburt auf. Dabei sind Reste der Nachgeburt nicht abgegangen und es werden ebenfalls Endotoxine freigesetzt.

Die Suche nach den Ursachen und Auslösern ist mühsam und langwierig. Es bleibt häufig nichts anderes übrig, als nach dem Ausschlussverfahren vorzugehen. Es sollte aber zum Wohle des Pferdes unbedingt gemacht werden und verhindert viel Leid und Schmerzen auf beiden Seiten.

Bei dieser Suche sind wir gerne behilflich. Schaut unverbindlich und kostenlos in unserem Forum rein. Hier können Fragen gestellt und Thesen diskutiert werden